Leben mit der Apple Watch

Apple Watch Series 2
Schon lange war die Kaufentscheidung getroffen – dass ich sie dann jetzt doch gefällt habe ist dem Anspruch der Selbstbelohnung während sehr harter Arbeitswochen zu verdanken. Die Apple Watch ist jetzt seit rund einer Woche in meinem Besitz. Zeit für eine erste kurze Zwischenbilanz.

Schon lange war die Kaufentscheidung getroffen – dass ich sie dann jetzt doch gefällt habe ist dem Anspruch der Selbstbelohnung während sehr harter Arbeitswochen zu verdanken. Die Apple Watch ist jetzt seit rund zwei Wochen in meinem Besitz. Zeit für eine erste kurze Zwischenbilanz mit Vor- und Nachteilen im täglichen Gebrauch. 

Zunächst einmal zum Modell. Schon beim Kauf stellt sich die Frage des Geräts – das ist nämlich gar nicht so trivial. Entscheidungsgründe sind neben der Optik und der Größe des Geräts natürlich auch und insbesondere der Preis. Zwei Faktoren haben signifikanten Einfluss auf den Preis der Apple Watch. Dazu gehört zum einen die Auswahl des Armbands, zum anderen die Wahl des Gehäuses. Welches Gerät habe ich nun konfiguriert? Geworden ist es die Apple Watch Nike+, konkret die Apple Watch Nike+ (Serie 2) mit Aluminiumgehäuse in Space Grau, mit Nike Sportarmband, Anthrazit Schwarz mit dem 42mm Gehäuse. Offensichtliche Vorteile dieses Geräts: GPS und GLONASS sind integriert, die Uhr ist außerdem bis zu 50m wasserdicht. Als technische Merkmale beinhaltet sich darüber hinaus einen Dual Core 3-Prozessor und läuft (aktuell) mit watchOS 3. Ab dem iPhone 5 mit iOS 10 funktioniert sie mit jedem Gerät. Konkrete Geräte aus dem Hause Apple in meinem Besitz ist ein iPhone 6S.

Der erste Eindruck der Apple Watch

Zu allererst war ich positiv von der Lieferzeit überrascht; montags bestellt, dienstags da. Toll! Und in was für einem Karton – elegant und schwarz, sehr stabiles Material und ziemlich einfallsreich präsentiert sich zuerst die Anleitung, dann die Uhr und darunter dann das Material, was ebenfalls noch gebraucht wird, in erster Linie das Netzteil mit entsprechendem magnetischem Ladekabel.

Ist sie erst ausgepackt und angelegt, funktioniert auch alles weitere sehr intuitiv. Insbesondere die Nutzer, die noch die iPods mit dem Clickwheel kennen, werden sich an gute alte Zeiten erinnert fühlen. Die Digital Crown ermöglicht im Kern alles in der Navigation. Dazu gehört sowohl die Navigation innerhalb einzelner Applikationen, aber auch – in Kombination mit einigen Touchgesten – die Navigation zu einzelnen Apps. Das macht die Bedienung schön einfach. Auch der Einführungs-Dialog ist, wenn das iPhone ebenfalls zur Hand ist, schnell abgearbeitet, inklusive Installation aller watchOS-fähiger Apps, die sich momentan auf dem iPhone befinden. In Betrieb nehmen konnte ich das Gerät im Übrigen mit einem Akkuladestand von 94 Prozent.

Die Apple Watch als täglicher Begleiter

Die Apple Watch hat eine ganze Menge echter Vorteile für Menschen, die sich darauf einlassen – für alle Menschen, die 449 EUR+ für eine „technische Spielerei“ ausgeben kann man aber von diesem Zustand ausgehen. Die Apple Watch macht beweglicher, höflicher und passt dazu noch zu den meisten Outfits. Ergänzend bietet sie auch während der Arbeit praktische Ergänzung und ist darüber hinaus in weiten Teilen ein echt praktischer Assistent. Aber alles der Reihe nach.

Beweglicher: Danke Aktivitäten

Die Erfahrung ist erst eine Woche alt, aber diese drei Kreise mit den Informationen über verbrannte Kalorien, Bewegungs- und Steh-Minuten machen einen verrückt, wenn man es nicht schafft, sie zu erfüllen. Als Schreibtisch-Täter bewegt mich ein kleines Brummen am Arm schon dazu, mal kurz eine Minute aufzustehen und durch das Büro zu laufen. Das tut weder den Kollegen noch mir weh, ist vielleicht sogar Anregung für kleinere Tätigkeiten außerhalb des Bürostuhl-Aktionsradius und hilft dabei, den Schreibtisch sauber zu halten. Auch der regelmäßige Sport lässt einen noch zufriedener zurück, erfüllt man damit doch in großen Teilen schon das (frei zu bestimmende) Pensum. Dass es darüber hinaus eine sehr elegante Integration in Apple Health gibt, kommt noch ergänzend hinzu. So ist zum Beispiel auch die regelmäßig-unregelmäßige Erinnerung daran, einfach mal eine Minute durchzuatmen nicht nur ein Teil der Achtsamkeit. Es hilft in einer 60- bis 80-Stunden-Woche auch dabei, leistungsfähig zu bleiben.

Höflicher: Armbewegung statt Griff in die Hose oder auf den Tisch

Ich mache die Beobachtung, dass insbesondere in längeren Meetings oder Workshops teils unverhohlen mit dem Smartphone gearbeitet wird. Selbst möchte ich mich davon nicht ausnehmen. Insbesondere dann, wenn die Runde jedoch klein ist oder das Aufmerksamkeitslevel verhältnismäßig hoch sein muss, ist es aber sehr unhöflich und teilweise fahrlässig, hier mit dem Smartphone zu interagieren. Die Apple Watch bietet hier schon einige Vorteile. Die unauffällige Vibration am Arm kann durch eine – übliche – Bewegung überprüft werden. Schnell-Reaktionen auf iMessage- oder Messenger-Nachrichten sind einfach verschickt und auch einen Anruf abzulehnen gelingt mit einem Wisch. Und selbst dann, wenn es zwischendrin doch mal ein wenig unaufmerksamer sein sollte: Selbst kleinere E-Mails oder Mini-Schlagzeilen sind auf der Apple Watch mit dem 42mm-Gehäuse gut zu lesen und zu erfassen. Insbesondere bei News habe ich die Funktion zu schätzen gelernt, den relevanten News-Artikel bei Öffenen der iPhone-Applikation automatisch zu öffnen.

Elegant: Das Ding ist einfach schick

Im Apple-Style, natürlich, ist die Watch aber elegant und wirklich schick. Ich habe eine Aversion gegen zu breite und zu schwere Uhren, weil diese mir die tägliche Arbeit beim Tippen oder auch handschriftlichen Arbeiten erschweren. Solche Uhren habe ich bei der Arbeit häufig vom Armgelenk entfernt und einfach nur neben mich gelegt, im Anschluss vergessen und ging dann so „nackt“ durch die Welt. Diese Angst hatte ich bei der Apple Watch auch. Allerdings konnte mich das Gerät eines besseres belehren. Teilweise so gefährlich schlank und leicht, dass man sie vergisst – insbesondere dann, wenn man die für sich passende Weite gefunden hat. Und dazu kommt: Egal, ob sportlich-lässige Sakko-Jeans-Kombination oder Hipster-Hoodie, die Smartwatch passt (fast) immer.

Produktiver: Schnellere und effizientere Reaktion dank Apple Watch

Tatsächlich kann ich zahlreiche Vorteile der Watch nutzen. Die Kommunikation mit Siri beispielsweise ist eleganter, intuitiver und nicht so Spaß-geladen, wie es vielleicht mit dem iPhone häufiger mal passiert. Eine kurze Ansprache „Hey, Siri …“ sorgt für sofortiges Erkennen. Im Anschluss dann werden Erinnerungen und Termine bis dato weitestgehend unfallfrei eingetragen. Die Unterstützung der iPhone-Navigation in Autos ohne Navigation ist sehr praktisch, die Akkulaufzeit von jeweils ziemlich genau zwei Tagen (ohne das Gerät im Schlaf zu tragen) ist aus meiner Sicht ausreichend. What’s App-Nachrichten, Messenger-Informationen und insbesondere die nativen Applikationen, allen voran iMessage und Mail sind einfach zu bedienen und gerade schnelle Reaktionen – Bestätigung, Ablehnung, Bewertung von Prioritäten – sind mit einer Arm- und Fingerbewegung deutlich schneller gemacht als mit der „mühsamen“ Entsperrung eines Smartphones. Dass die Apple Watch auch das MacBook oder den iMac entsperren kann, ist fast zweitrangig, aber ein cooles Feature – und damit auch im direkten Kontakt etwa zu Kunden ein „good conversation starter“.

Wearables: Nicht alles gold, was glänzt

Natürlich haben Wearables, auch die Apple Watch, ihre Schattenseiten. Allem voran ist sicherlich die Abhängigkeit von technischen Geräten, Informationen und Geschwindigkeit zu nennen. Das angenehme Vibrieren am Arm hat in 90 Prozent der Fälle die dazu gehörende Armbewegung zur Folge. Auch in Terminen, wo das Smartphone normalerweise in die Tasche gehört, ist man so smart informiert. Gleichzeitig gibt es einige Mankos in der Verwendung diverser Apps. Sobald eine Applikation nicht Apple-nativ ist, so mein Eindruck, gibt es Schwierigkeiten. Diese äußern sich beispielsweise in der Ladezeit, festgestellt bereits bei der Swarm-App (bis heute keine Verbindung möglich), dem Facebook-Messenger oder auch Slack. Auch der Stromverbrauch, wenn das zugehörige iPhone nicht permanent Bluetooth aktiviert hat (bspw. über Nacht), schockierend. Die Akkulaufzeit halbiert sich. Insbesondere bei einer Smartwatch möchte ich natürlich auch nicht über Tag laden, sondern das Gerät permanent bei mir tragen. Auch die Sinnhaftigkeit einiger Funktionen – etwa bestimmte Berichte in der News-App der Süddeutschen Zeitung nur für die kommenden 10 Minuten direkt auf dem iPhone zur Verfügung zu stellen – hat nicht immer etwas mit meiner Lebensrealität zu tun.

Darüber hinaus, so mein Eindruck, gibt es auch im Verhältnis recht wenige Applikationen, die überhaupt auf der Watch zur Verfügung stehen und für mich als eher Business- und Social Media-orientierter Nutzer Sinn ergeben. What’s App und Snapchat finden auf der Watch gar nicht statt, Instagram und der Messenger mehr schlecht als Recht, Facebook oder der TripAdvisor existieren erst gar nicht, Swarm funktioniert nicht. Gleichzeitig ist der Wunsch nach einigen Funktionen groß. So ist es für mich bspw. üblich, das iPhone mit verbundenen Kopfhörern in der Hosentasche zu tragen. Schöne fände ich, wenn ich der Apple Watch Befehle geben könnte, die das iPhone ausführt, bspw. Musik abzuspielen oder eine bestimmte Person anzurufen. Diese Befehle enden jedoch immer darin, dass die Apple Watch diese Befehle ausführt – das ist ein tolles Feature, aber weder will ich über das Gerät Musik hören (wenngleich die Boxen für so ein Gerät erstaunlich „stark“ sind) oder noch telefonieren (sodass jeder mithören kann).

Und die reinen Fakten?

Sowohl Vor- als auch Nachteile sind momentan sehr eingängig beschrieben. Die reinen Fakten können sich sehen lassen. Eine Laufzeit von in der Regel zwei Tagen empfinde ich als ausreichend und komfortabel. Ein Nachtladezyklus ist dabei selbst bei starker Nutzung mehr als ausreichend – irgendwann möchte man sich ja ohnehin mal von der Technologie lösen, wenngleich schnell die Sucht nach einer vollständigen Erfassung insbesondere der körperlichen Leistungsdaten entsteht. Unter der Dusche (sowie auch im Alltag) ist die Apple Watch Nike+ leicht zu tragen und fällt nicht unangenehm auf – weder einem selbst noch Menschen mit besonderer Aufmerksamkeit für die Accessoires Ihres Gegenübers. Einzig immer an den Wasserschutz zu denken, ist anstrengend – auch das Entwässerungsgeräusch klingt irritierend.

Die Funktionalität hat sicherlich noch Potential nach oben, aber auch die Anwendungen für den iPod, im Anschluss das iPhone und schlussendlich das iPhone haben sich immer weiter entwickelt. Die Kommunikation der beiden Geräte wird vermutlich auch von Software-Update zu Software-Update sowie von Hardware-Generation zu Hardware-Generation besser, sodass ich hier als fast noch „early adopter“ zumindest auf dem deutschen Markt mit diesen Macken gut leben kann.

Kurz und bündig: Die Apple Watch Nike+ Series 2 mit 42mm Aluminium-Gehäuse hält, was sie in der Präsentation und der Werbung verspricht.

Fazit

Nach zwei Wochen bereue ich die Investitionen von knapp 450 EUR sowie perspektivisch weiterem Geld für ein magnetisches Ladedock oder weiteren Armbändern nicht. Das Gerät ist sicherlich nicht für jedermann uneingeschränkt zu empfehlen. Begeisterung sowohl für Produkte aus dem Hause Apple als auch für neue Technologie und die Vorteile genau dieser Technologie sind aus meiner Sicht zwingend notwendig. Wenn diese Grundbedingungen jedoch gegeben sind und nicht zwangsläufig der Anspruch an ein Edelstahlgehäuse bestehen, was den Preis gleich empfindlich in die Höhe treibt, ist die Apple Watch Nike+ uneingeschränkt zu empfehlen.

Themen

About

David Lucas, Jahrgang 1991, liebt Podcasts, Kochen und gutes Essen. Er interessiert sich für Politik, Digitalisierung und Technologie. In seiner Freizeit verbringt er viel Zeit mit seiner Familie  und dem Hund.

Weitere Beiträge